Anbau in der Warteschleife

Von Tina Edler
HETTSTEDT/MZ - Die Bodenplatte ist gegossen, die Baumaterialien stehen bereit - doch am Erweiterungsbau für den Verwaltungssitz des Abwasserzweckverbands Wipper-Schlenze (AZV) in Hettstedt regt sich sonst nichts. Die zuständige Baufirma ist insolvent gegangen, teilt Verbandsgeschäftsführer Stephan Sterzik mit. „Das kam für uns aus heiterem Himmel“, sagt er. Nichts habe im Vorfeld darauf hingedeutet, dass das Bauunternehmen aus dem Thüringischen Probleme habe. Die Arbeiten waren nach dem Spatenstich im August normal angelaufen, sagt Sterzik. Doch bereits im Oktober, mit Fertigstellung der Bodenplatte, flatterte auch die Hiobsbotschaft ins Haus. 

Der eingesetzte Insolvenzverwalter habe mitgeteilt, dass der Bau nicht fortgeführt werden kann, erklärt Sterzik weiter. „Wir haben dann von unserem Sonderkündigungsrecht Gebrauch gemacht und den Vertrag mit der Firma gekündigt, um wieder frei für neue Entscheidungen zu sein.“ Und die sehen vor, den Bau natürlich fortzuführen. 

In einem vereinfachten Ausschreibungsverfahren habe man eine neue Baufirma finden können, die die Arbeiten fortsetzt. Aktuell stimmen die Mitglieder der Verbandsversammlung noch im schriftlichen Umlaufverfahren über den entsprechenden Beschluss ab. „So dass die Arbeiten am 1. Februar wieder aufgenommen werden können“, sagt Sterzik. Vorausgesetzt, dem Beschluss wird zugestimmt. 

An den reinen Plänen für den Neubau ändert sich durch die fast viermonatige Zwangspause aber nichts. Mit 330 Quadratmetern verteilt auf zwei Etagen wird der Neubau errichtet und an das bestehende Verwaltungsgebäude angebaut. Neben neuen Büros entstehen auch ein Empfangsbereich für die Kunden samt Kundendienst, barrierefreie Sanitärbereiche sowie ein kleiner und ein großer Beratungsraum. Mit Letzte-rem sollen künftige Verbandsversammlungen, aber auch betriebsinterne Schulungen und Seminare entsprechend den Bedingungen einer Pandemie durchgeführt werden können. In einem zweiten Bauabschnitt soll dann das bestehende Verwaltungsgebäude noch saniert werden. 

Gehen die Bauarbeiten am 1. Februar weiter, übernimmt die neue Firma den Rohbau, die Maler- und Fliesenarbeiten. Die Aufträge mit allen anderen Handwerkern, die am Bau beteiligt sind, haben weiterhin Bestand, sagt Sterzik. Zur Freude des AZV sei trotz des Zeitverzugs keines der anderen Unternehmen abgesprungen. Alle stünden bereit, sagt der Verbandschef. 

„Wir werden natürlich unseren Schaden, der durch den Zeitverzug entstanden ist, beim Insolvenzverwalter anmelden“, so Sterzik weiter. Rund 50.000 Euro Mehrkosten sind es nach aktuellem Stand. Bisher waren insgesamt rund 1,2 Millionen Euro für den Erweiterungsbau und die Sanierung des Altbestandes geplant gewesen. 

Einschnitte gibt es durch den Zeitverzug derweil aber auch mit Blick auf das Personal. Denn mit den neuen Räumlichkeiten sollten auch neue Leute eingestellt werden. Das muss nun um einige Monate verschoben werden. Insgesamt drei neue Stellen sind ge- plant, so zum Beispiel auf dem Gebiet der elektronischen Datenverarbeitung. Außerdem möchte der Verband künftig selbst Ausbildungsbetrieb werden. Zuvor muss aber eben der Neubau stehen. „Ich bin guter Dinge, dass wir zum Ende des Jahres fertig werden“, sagt Sterzik. 

Lediglich die Arbeiten an den Außenanlagen würden noch geschoben werden. Wobei der AZV dort schon ein bisschen gewerkelt hat. Denn zur Baugenehmigung gehören auch sogenannte Ausgleichsmaßnahmen. Zum einen ist das ein Erdwall, der auf dem Gelände errichtet wurde, zum anderen wurden neue Bäume gepflanzt. „Somit haben wir nicht nur abgewartet, sondern die Zeit genutzt und sind tätig geworden“, sagt Sterzik. 

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